Der Sprengelkiez l(i)ebt Vielfalt -
Demonstration FÜR Respekt, Solidarität, Toleranz und Demokratie

Hans-Georg Rennert

(c) Hans-Geog Rennert

 

Der Sprengelkiez l(i)ebt Vielfalt

Demonstration FÜR Respekt, Solidarität, Toleranz – und Demokratie

Samstag, 16. März 2024 um 14 Uhr auf dem Pekinger Platz

Die Menschen hier mögen ihren Kiez. Und sie sind zugleich weltoffen. Der Sprengelkiez ist bunt. Wir nehmen die Internationalen Wochen gegen Rassismus zum Anlass, um im Kiez FÜR Respekt, Solidarität, Toleranz und Demokratie auf die Straße zu gehen. Wir laden Vereine, Initiativen, Einrichtungen und natürlich Anwohner:innen ein, sich zu beteiligen. Treffpunkt ist um 14 Uhr auf dem Pekinger Platz. Die Demo durch den Kiez endet mit einer Abschlusskundgebung auf dem Sparrplatz.

„Menschenrechte für Alle“ – zeigen wir, dass wir dafür einstehen!

Veranstalter sind das Sprengelhaus und der Runde Tisch Sprengelkiez.



Dies ist der Text eines Aushangs im Schaukasten am SprengelHaus. Hier werden in wenigen Sätzen die Motivation der Veranstalter und der Kontext angesprochen. Im Folgenden mehr dazu, um dann wieder zur Demo selbst zurückzukehren.

Das SprengelHaus ist ein interkulturelles Gemeinwesenzentrum in Berlin-Wedding. Anfang der 1990er Jahre begannen Engagierte aus dem Kommunalen Forum Wedding e.V. und aus Einrichtungen im Gebiet mit der Stadtteilarbeit im Sprengelkiez (Stichworte: Planning for Real und Arbeit für die Nachbarschaft). Diese Arbeit war mit ein Impulsgeber für die Einrichtung des Quartiersmanagements in Berlin einige Jahre später. Mit Unterstützung des Programms Soziale Stadt konnte seit 2003 das SprengelHaus auf- und ausgebaut werden (siehe auch: https://sprengelhaus-wedding.de ).

Die Diskussion gesellschaftlicher Entwicklungen mit ihren Auswirkungen im Kiez und das Schaffen einer lokalen Öffentlichkeit waren immer ein wichtiger Bestandteil der Aktivitäten (Kiezgespräche, Runder Tisch Sprengelkiez). Aus diesen Erfahrungen heraus entwickelten die Beteiligten den Ansatz der „Demokratieförderung im Stadtteil“ bzw. „Demokratieförderung im Sprengelkiez“. Entsprechende Projekte erhielten Zuwendungen der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin (2020-2022) und dann aus dem Berliner Landesprogramm „Demokratie.Vielfalt.Respekt“ (2023). Ausführliche Informationen sind unter: https://demokratie.sprengelhaus-wedding.de zu finden.

Das SprengelHaus ist in angemieteten Räumen angesiedelt. Das Haus Sprengelstraße 15 befindet sich in Privatbesitz. Die langjährigen Besitzer, eine Erbengemeinschaft, waren familiär eng mit dem Haus verbunden und haben den Aufbau des SprengelHauses begrüßt. Die Erbengemeinschaft hat sich Anfang 2023 entschlossen, das Haus zu verkaufen. Die Verkaufsabsicht bewirkte große Unsicherheit über die Zukunft des SprengelHauses. Mietverträge wurden nur kurzfristig verlängert; Projekte konnten nicht fortgeführt werden. Trotz der Kampagne „SprengelHaus muss bleiben!“ wurde das Haus schließlich Mitte 2024 verkauft. Derzeit (Dezember 2024) sieht es so aus, dass die Stadtteilarbeit fortgesetzt werden könnte – allerdings auf stark reduzierten Flächen.

2023 gewannen rechtsextreme Positionen in der politischen Diskussion und in der Gesellschaft weiter an Raum. Zugleich standen auch viele zivilgesellschaftliche Gruppen für Vielfalt ein. Ende des Jahres gab es an vielen Orten Demos „gegen Rechts“ mit viele Teilnehmenden (gut so!). Ich hatte den Wunsch und die Idee entwickelt, im Kiez FÜR etwas auf die Straße zu gehen, gemeinsam und öffentlich zu zeigen, was uns wichtig ist. Eine Demo aus dem Kiez heraus, ohne große Namen. Diese Idee nahm Anfang 2024 Gestalt an, und die Vorbereitungen begannen. Den Termin Mitte März wählten wir, da wir die Demo in den Rahmen der jährlich stattfindenden Internationalen Wochen gegen Rassismus stellen wollten, die 2024 unter dem Motto „Menschenrechte für alle“ standen. Die Vorbereitung der Demo (Anschreiben an Einrichtungen im Stadtteil, Aufruf zur Beteiligung, Entwurf und Verbreitung Plakat, Anmeldung, Organisation der Technik und von Musik etc.) erledigten wir in einem kleinen Kreis „ehrenamtlich“. Wir erhielten einen Zuschuss aus dem „Initiativfonds Wedding“ von Demokratie in der Mitte für den Druck von Plakaten und Handzetteln.

(c) Hans-Geog Rennert

Erlebnisbericht:

„Sprengelkiez l(i)ebt Vielfalt“ – für alle sichtbar

Samstag, 16. März mittags: nach einem schönen und warmen Freitag ist es kühl und es regnet. Kein Tag für eine Demonstration. Doch fast pünktlich um 14:00 hörte der Regen auf und man konnte die Sonne erahnen.

Die Polizei war schon mit mehreren Fahrzeugen da, und es kamen mehr und mehr Menschen zum Pekinger Platz. Gordon vom Intergalaktischen Kulturverein und Hartmut, Nachbar und in der IG Metall Trommelgruppe aktiv, packten ihre Trommeln aus, Johannes zückte seine Flöte, und sie stimmten zusammen die Herankommenden auf die Demo: „Sprengelkiez l(i)ebt Vielfalt“ ein. Eileen hatte eine mobile Anlage auf dem Fahrrad mitgebracht und ihre reizende Nichte Martha, die den Redner:innen das Mikro reichte. Für ihre Reden zum Thema: Demonstration für Respekt, Solidarität, Toleranz – und Demokratie“ stiegen auf den mitgebrachten Stufentritt: Hans-Georg aus dem SprengelHaus, der über seine Motivation für die Organisation der Demo sprach Peter von der Baptistenkirche Wedding, der die Beweggründe für die Aktion „Wedding zeigt Farbe“ erläuterte

Sidney von Nabawi Muslim Jamaat, der betonte, dass wir unabhängig von Hautfarbe, Glauben etc. menschlich miteinander umgehen sollten. Angelika von den Omas Gegen Rechts stellte heraus, dass wir aktiv für die Demokratie eintreten müssen.

Mittlerweile hatte sich ein buntes Volk angesammelt: Ältere Menschen, auch Nachbar:innen mit Rollator wie Maria oder Johannes, junge Menschen und Familien wie Ching und Inka. Felismira war mit anderen Aktiven aus dem Lateinamerika-Netzwerk dabei, wie auch die Zwischenstation e.V. mit einigen jungen Menschen aus aller Welt. Es waren neben der Baptistenkirche Wedding und Nabawi Muslim Jamaat auch die evangelische Osterkirchengemeinde und die katholische St. Joseph – Gemeinde vertreten. Tobias, Mitglied des Abgeordnetenhauses war selbst vor Ort; anstelle von Laura nahm Kaleo an der Demo teil. Insgesamt ca. 150 Menschen zogen durch den Kiez zum Sparrplatz. Bei kurzen Zwischenstopps wurden als Orte der Vielfalt vorgestellt: die Osterkirche, das SprengelHaus, der Abenteuerspielplatz Telux, die Brüder-Grimm-Schule, die Berliner Obdachlosenhilfe sowie Zwischenstation e.V.

Der Abschluss der Demo auf dem Sparrplatz wurde von Lioba und Luismi moderiert. Das Mikrofon war „offen“ für Statements zum Thema der Demo. Luismi trug ein Gedicht von Garcia Lorca auf Spanisch vor, eine Liebeserklärung an die menschliche Vielfalt. Werner, seit über 40 Jahren am Sparrplatz wohnend, erinnerte daran, wie die Häuser dort durch Bewohnerengagement vor dem Abriss bewahrt wurden. Reinhold schilderte, wie bunt die Gemeinde bei St. Joseph mit Menschen aus über 100 verschiedenen Ländern ist. Gordon, Johannes, Moussa und Ache de Sudamerica rundeten improvisierend als tolle Musiker den Nachmittag ab und machten auf ihre Weise deutlich: „Sprengelkiez l()i)ebt Vielfalt.“

Für mich als Initiator war die Demo sehr berührend. Für mich und wohl alle Anwesenden zeigte sich: Wir mögen den Kiez. Wir sind weltoffen. Wir wollen friedlich und in Freiheit zusammenleben. Ich bedanke mich bei allen, die diese Demonstration möglich und lebendig gemacht haben.

Hans-Georg Rennert

Autor:

Hans-Georg Rennert, Gemeinsam im Stadtteil e.V./SprengelHaus. 1990 - 2024 Stadtteilarbeit im Wedding und im Sprengelkiez.
Langjährige Mitwirkung im Landesnetzwerk GWA und soziale Stadtentwicklung Berlin.

Organisation:

Gemeinsam im Stadtteil e. V.

Sprengelstraße 15. 13353 Berlin

https://sprengelhaus-wedding.de/